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Bereich 3
Komplex Knock
Altes Knockster Siel - Sielachtsiel / Knockster Verbandssiel / Fiskalisches Siel an der Knock / Sielstelle Pumpsiel / Siel-u. Schöpfwerk Knock
Die Knock ist eine Landspitze an der Emsmündung oberhalb des Dollarts in Ostfriesland. Gut 12 km östlich der Knock, gradlinig am Deich entlang, liegt die Stadt Emden. Die Knock ist von jeher ein markanter historischer Endpunkt - 4 km Luftlinie über die Emsmündung ist der niederländische Sielort Termunten gut auszumachen. Auch gab es um 1720 noch eine Fährverbindung nach Termunterzijl in den Niederlanden. Schon vor Jahrhunderten gab es an der Knock Baum-u. Klappsiele, Schlickpumpen und Holztorsiele - dieses Kap steht bis heute im Spannungsfeld von Entwässerung, Landgewinnung, Deichsicherheit und ökonomischer Nutzung.
Lagesituation an der Knock 1945 -1950
1 ) Standort des alten Knockster Siels - Sielachtsiel. 1635 nach Plänen des niederl. Deich-u. Sielbauers Johann Berents Bulder errichtet ( Holzsiel ). 1720 Bau eines neuen Stein - Gewölbesiels am alten Rysumer Tief ( 70 Fuß lang, Weite 16 Fuß u.15 Fuß Höhe ).
2 ) Knockster Verbandssiel vom 1881
3) Das fiskalische Siel von 1923
4) Am Altarmbereich - Standort eines altes " Turmschöpfwerk " und einer stationären Pumpe
Quelle: Alliierte Aufklärungs-Flugaufnahmen von 1945 - keine Bildrechtsbeschränkung für diese Aufnahme. Die Aufnahme dient alleine der historischen Sichtbarmachung der Lagesituation von alten Sielen an der Knock.
Lagekarte 2025
1) Alter Standort Sielachtssiel - 2) Verbandssiel - 3) Fiskalsiel - 4 ) Altarmbereich 5) Siel-u. Schöpfwerk
1) Altes Knockster Sielachtsiel - Altes Knockster Siel. Früher mit Sielwärterhaus.
Siel nicht mehr erhalten.
1635 Holzsiel nach Plänen des niederl. Deichbauers, Johann Berents Bulder, errichtet. 70 Fuß lang und 16 Fuß weit war das Siel am Rysumer Außentief positioniert. Das Siel diente auch als eine Art " Fahrwegbrücke " und war passierbar.
1720 Sielneubau massiv aus Stein.
1764 Sielerneuerung
1885/1886 Umfassende Sanierung.
Im sogenannten Regenjahr 1888 kam es zu einem enormen Anstieg des Binnenwassers. Dampfpumpen kamen ergänzend zum Einsatz, um die Wassermassen zu bewältigen.
1930 Stilllegung des alten Knockster Siels. Übernahme der Entwässerung durch das Verbandssiel von 1881 und den 2 Schöpfwerken von 1928.
Ostfriesland u. Harlingerland nach geograph.,topograph.,phys.,usw. Verhältnissen, Johann C. Freese, Aurich 1796, Seite 339
Das alte Knockster Sielachtsiel - Landseite. Foto von 1963 - Siel im Deich verbaut, nicht mehr sichtbar.
Quelle: Die Acht u. ihre sieben Siele, Band II, Seite 1046
Knockster Sielachtsiel - Lageplan 1860
Quelle: Archiv Groningen, Freigabe - siehe Impressum
Die beiden alten Knockster Sielstandorte - ohne das fiskalische Siel ( Flurkarteneinträge: rechts das Verbandsssiel, links das Sielachtsiel)
Ostfriesische Landschaft- Flurkartendatenbank
Lagesituation 2025. Das Siel ist nicht mehr vorhanden. Alte Quadersteine sind zum Teil noch auffindbar und das alte Sieltief ist dem Verlauf nach noch zu rekonstruieren. Die ehemalige Sielrinne ist seit Jahrzehnten der Natur überlassen und völlig zugewachsen, somit auch ein einzigartiger Naturraum.
Fotos erneuert: 20.07.25
2 ) Knockster Verbandssiel
Fertigstellung 1881
1969 geschlossen
Massives Gewölbesiel - Gründung auf Pfählen- Maße : 7,5 mtr. lichte Weite, Drempelhöhe - 3,29 mtr. NHN
Siel im Deich verbaut, das alte Sielhaupt mit Inschrifttafel ist erhalten geblieben und sichtbar.
Der Bau des Verbandssiels ist in einem größeren entwässerungsrelevanten Zusammenhang zu betrachten. Das Siel übernahm die Entwässerung der beiden Emder Stadtsiele Neupfortssiel und Gasthaussiel. Mit dem Bau des Ems-Jade Kanals ( 1880 - 1888 ), der Wasserweg hatte auch eine enorme Bedeutung für die Entwässerung, erhöhte sich der Entwässerungsdruck auf das alte Emder Torsielsystem. Somit übernahm das Knockster Verbandssiel weitgehend diesen Entwässerungsbereich. Ein neues Binnentief, unter Einbeziehung vorhandener Sieltiefe, ermöglichte die Verbindung zum Siel an der Kock ( 11 km ). Auch die Errichtung des neuen Siels in Greetsiel ( 1891 ), als weitere Einrichtung zur Bewältigung der Entwässerung im Verbandsgebiet, ist im diesem Kontex zu sehen.
Altes Knockster Verbandssiel und Umgebung - 2024/ 2025
Fotos teilweise erneuert / Okt.24 / Juli 25
Früher ein markanter Blickfang : Durch die Sielöffnung war früher, über die Emsmündung blickend, die Kirche in Termunten ( Niederlande ) zu sehen.
Quelle : Die Acht und ihre sieben Siele Bd. II 2 Auflage, Leer 1987
Altes Verbandssiel - Längsschnitt und Ansicht
3 ) Knockster Siel ( fiskalisches Siel ) - das staatliche Poldersiel
1912-1923 Eindeichung der Wybelsumer Bucht, in dieser Zeit entstand auch das Fiskalsiel
1969 Außer Betrieb.
Siel im Deich verbaut, aber noch sichtbar.
Warum fiskalischer Siel ?
( Fiskal = die Staatsfinanzen betreffend )
Von 1912 - 1923 erfolgte durch die Preußische Wasserbauverwaltung die komplette Eindeichung des Wybelsumer Polders. Dieser Bereich von Emden bis zur Knock hatte eine Fläche von 1700 ha. Größe. Eigentlicher Zweck der Einpolderung war eine großflächige Bereitstellung von Areal für eine sehr langfristige und immer wiederkehrende Lagerung von Baggergut aus der Ems-Fahrrinne, um den Hafen wettbewerbsfähig zu halten - sozusagen eine Staatsaufgabe. Das Spülfeld war in direkter Nähe zum Fiskalsiel angelegt. Das staatliche Siel war für die Entwässerung des Larrelt-Wybelsumer Polders verantwortlich. Also kein Siel eines Verbandes oder einer Sielacht. Zugleich sollte das Fiskalsiel auch Ersatz für das geschlossene Larrelter Siel sein - ein Verbindungstief von Larrelt zum Sielstandort konnte aber im Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg nicht realisiert werden. Das fiskalische-staatliche-Siel diente somit nur zur Wybelsumer-Polderentwässerung.
Altes fiskalisches Siel an der Knock - 2024
Fotos erneuert: 20.07.25
4) Am Altarm
Am Altarm sind bis Ende 1960er Jahre noch zwei Schöpfwerke im Einsatz ( siehe Foto unten ). Im vorderen Bereich, heute entlang der Straße, ist noch ein altes Betriebsgebäude, eine Pumpenstation - heute in Privatbesitz, erhalten geblieben. Auch Pumprohre zur Entschlickung der Emsfahrrinne sind in diesem Bereich installiert gewesen.
Lagesituation um 1960
Quelle: Archiv Groningen: Freigabeantrag gestellt 10.07.25-siehe Impressum
Schöpfwerke am Altarm - Foto 1963
Zwei alte Schöpfwerke an der Knock im " Altarmbereich " 1963. Die beiden elektrisch betriebenen Schöpfwerke, im Hintergrund rechts der Turmbau und das kleine Schöpfwerk im Vordergrund, von 1928.
Im Hintergrund, links neben dem " Turmschöpfwerk ", ist eine vertikale Linienstruktur zu erkennen. Dabei handelt es sich um eine hohe mit Trägern aufgestützte Pumpleitung. Denn in direkter Nähe ist der Wybelsumer Polder, der primär den Emsschlick aufnahm. Hier war auch die Pumpstation ( siehe Bild unten ) angesiedelt.
Quelle:Die Mündungs-u. Unterschöpfwerke im 1.Entwässerungsverband, Hersg. J. Ohling, 1973, Seite 99 . Ggf. mit Lupe betrachten.
Am Altarm / Knock ( Juli 2025 )
Fotos: 10.07.25 / Bild rechts, alte Pumpenstation
Rundumblick:
Am Knockster Sieltief - Ecke Wybelsumer Poldertief - Richtung Altarm. Das kleine Schöpfwerk auf der gegenüberliegenden Seite des Knockster Sieltiefs ist das Kleine Knockster Sielacht Schöpfwerk von 1969.
Video: 20.07.25
5 ) Schöpf-u. Sielwerk Knock
Erbaut 1968, Fertigstellung 1969
Zentrales Mündungsschöpf-u. Sielwerk.
Ausführliche Informationen: Siehe dazu: Rubrik " Informationsmaterial " 7 - Informationsheft Siel und Mündungsschöpfwerk Knock
Siel-u. Schöpfwerk Knock 1970
Quelle: Die Mündungs-u. Unterschöpfwerke im 1. Entwässerungsverband Emden, Hersg. J. Ohling, 1973, Seite 37
Siel-u. Schöpfwerk Knock 2024
Kulturtouristische Einbindung
Das Knockster Sielsystem und die angrenzenden historischen Siele benötigen eine kulturtouristische Aufwertung. Ein erster Schritt sind öffentliche Informationshinweise vor Ort. Schön gestaltete Bild-Text Tafeln sind eine Bereicherung für den Küstentourismus insgesamt. Zugleich werden Besucherinnen und Besucher angeregt sich Landschaftsräume unter dem Gesichtspunkt Wasser anzueignen und selbst zu erkunden.