Kurzer Abriss zur Deichentwicklung
( Quelle: Johann Conrad Freese, Ostfrsl. u. Harlingerland, Aurich 1796 - Seite 235 )
Freese ( J.C. Freese, 1796, ebd. Lit-Verz. Seite 235 ) verortet linguistisch die Bezeichnung Deich in den alten angelsächsischen Sprachraum ( dican / dike = Deich ). Wiarda ( T. Wiarda, Altfriesisches Wörterbuch 1786, Seite 82 ) verweist auf den griechischen Wortstamm Teixos-Murcus = Mauer, dessen Ursprung wiederum im hebräischen Sprachgebrauch angesiedelt ist.
Die niederländische und niederdeutsche Bezeichnung Dijk oder Diek, so Freese, hat ihren Ursprung aber im englischen Sprachraum.
Im 7.-8. Jh. n. Chr. erfolgte eine kontinuierliche Besiedlung des holozänen Marschengürtels durch die Friesen. Kleine Wurten und Warften, praktisch höherliegende Erdhügel, dienten als Siedlungsfläche. Zunehmend schlossen sich Einzelwurten zu dorfähnlichen Warften zusammen.
Um die landwirtschaftlichen Nutzflächen in Nähe der Warfen vor der täglichen Flut zu schützen sind um 1000 n. Chr. erste einfache Erdwälle durch Menschenhand entstanden - es folgten isolierte Ringdeiche, die dann um 1200-1300 n. Chr. vermehrt sich zu einem geschlossenem Deichsystem entwickelten.
1494, so Rudolf Bielefeld ( R. Bielefeld, Ostfriesland, Leer, Aurich 1925, Seite 115 ) ist der älteste und sicherste Hinweis auf Deichbaumaßnahmen durch Graf Edzard I hinterlegt - die Eindeichung " der Geise bei Holtgaste im Reiderland ".
Ab dem 1600 Jh. verstetigte sich der Deichbau dahingehend, dass primär, sicher parallel weiter zum Hochwasserschutz, die Landgewinnung an Bedeutung zunahm. Polder, Groden und Heller, dem Meer abgenommenes Land - frisch eingedeicht, war kostbares Ackerland mit hoher Bodenqualität.
Das nachfolgende Foto zeigt exemplarisch Deichbauarbeiten im Jahr 1825 in Durgerdamm- Niederlande.
Bildentnahme: De Mens en het Water, Amstelveen 1974, Seite 132)
Seltene Abbildung eines Pfahldeiches in den Niederlanden ( 17. Jh. )
( Quelle: Bildentnahme - Vom Erdwall zum goldenen Delta, Rotterdam 1970, Seite 8 )
Skuzessiv eingedeicht wurden auch die alten Meeresbuchten, so u.a. die Harlebucht und die Leybucht.
Im Zusammenhang mit der Entstehung von neuen eingepolterten Landflächen ( Landgewinnung ) konzentrierte sich das Siel- u. Entwässerungswesen zunehmend fokussierter auf zentrale Sielstellen, weg von einzelnen kleinen Einzelsielen.
Zentral sind hier die Sielhafenorte an der ostfriesischen Küste, die sich immer weiter nach Norden zum Meer mit Neugründungen ausdehnten, so dass es Alt-u. Neusielorte gibt, wie Altfunnixsiel und Neufunnixsiel oder die kontinuierliche Süd-Nord Besiedlungslinie : Altgarmssiel -Neugarmssiel, Sophiensiel - Friederikensiel.
Sozioökonomisch interessant ist letztendlich die Tatsache, dass die Besiedlungsstruktur der zunächst kleinen Sielhafenorte weniger landwirtschaftlich geprägt war, denn das Umland war, neben Deichbauarbeitern, altes dominierendes Bauernland. Vielmehr siedelte sich Handwerk und Logistik an - Schiffer, kleine Werften, Kolonialwarenhändler, Seiler und anderes Kleingewerbe.
Deich-und Sielbau im Kontext einer überwiegend staatlichen Landgewinnung ermöglichte somit an der Küste die Ausbreitung einer neuen Lebens-u. Besiedlungskultur.
(Quelle: Hrsg.: Die Niedersächsischen Hauptdeichverbände im Wasserverbandstag Niedersachsen ( Infoschrift ) Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers)
Deicherhöhung auf 9.40 mtr. an der ostfriesischen Westküste 2022
Deichbauarbeiten 1967/68 in Ostfriesland - Krummhörn ( Vergrößerung = Klick )
(Quelle: Ostfriesland, Zeitschrift für Kultur, Wirtschaft, Verkehr, Leer 1968, Heft 3, Seite 40)
Historische Sturmfluten ( Vergrößerung = Klick )
( Quelle: Die Leybucht, Th. Janssen, Seite 13 )
( Quelle:: Flyer,Hrsg.:Die Niedersächsischen Hauptdeichverbände im Wasserverbandstag Niedersachsen, Hannover.)